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Wer bin ich? Spiritualität und Psyche

Entdecke, wie Spiritualität und Psyche zusammenwirken – eine Reise zu deinem wahren Selbst, jenseits von Leistung, Rollen und Gedanken.

Die stille Sehnsucht hinter der Frage


Hast du dich je gefragt: Wer bin ich – wirklich?

Nicht als Beruf, nicht als Rolle, nicht als Funktion. Sondern einfach als Mensch. Als Wesen. Als Seele.

Diese Frage stellt sich oft nicht laut. Sie flüstert. Sie zeigt sich in Momenten der Überforderung, in leisen Nächten, in Erschöpfung, in Sinnsuche – oder in einem kurzen Augenblick purer Dankbarkeit. Dann, wenn plötzlich alles still wird.

Spiritualität ist der Weg, der genau dort ansetzt. Und sie beginnt nicht mit Glaubenssystemen oder Theorien. Sondern mit Erfahrung. So wie der Duft einer Rose: Man kann ihn nicht erklären. Man muss ihn riechen. So beschreibt es der dipl. Psychologe Vural Sahin in einem seiner bewegendsten Vorträge. Und genau darum geht es in diesem Artikel: um den Weg zurück zum eigenen inneren Erleben – dorthin, wo Spiritualität und Psyche aufeinandertreffen.

Was geschieht mit uns, wenn wir innehalten?

Was bedeutet es, wirklich bei sich selbst anzukommen?

Und was erwartet uns in der Stille, wenn der Geist nicht mehr flüchtet?


Spiritualität und Psyche: Zwei Seiten derselben Sehnsucht

Viele Menschen verbinden Spiritualität mit Religion oder Esoterik – dabei ist sie weit mehr: Spiritualität ist unmittelbares Erleben. Eine Rückverbindung zu sich selbst. Eine Einladung in den gegenwärtigen Moment.

Die Psyche – unser Denken, Fühlen, Wollen – sehnt sich dabei nach Sicherheit, Struktur und Verstehen. Sie sucht im Außen nach Antworten, nach Halt. Und sie leidet, wenn der innere Kompass verloren geht.

Spiritualität ergänzt die Psyche, wo Worte und Diagnosen nicht mehr reichen. Sie öffnet einen Raum, in dem sich der Mensch als Ganzes erkennen darf – jenseits von Rollenbildern, jenseits von Funktionieren.

„Wir leben, aber wir spüren das Leben nicht mehr.“– Vural Sahin

Wenn du tiefen Frieden, tiefe Dankbarkeit oder tiefe Freude empfindest – dann ist das eine spirituelle Erfahrung. Sie geschieht nicht in der Theorie. Sie geschieht im Moment. Im Jetzt. Wenn das Ego schweigt. Wenn das Denken innehält. Und du einfach bist.


Körper, Geist und Seele – drei Weggefährten auf deiner Reise

Um das Zusammenspiel von Spiritualität und Psyche zu verstehen, lohnt sich der Blick auf die drei Ebenen, die Sahin beschreibt:

  • Der Körper ist unser Zuhause. Er ist nicht der Gegner auf dem spirituellen Weg, sondern unser treuester Verbündeter. In ihm sind Erinnerungen gespeichert, Emotionen eingeschrieben. Wenn wir durch Meditation, Atmung oder Achtsamkeit zu ihm zurückkehren, beginnt Heilung.

  • Der Geist ist unser Denken, unser Wille, unser Ego. Er liebt Kontrolle, Planung, Leistung. Doch er ist rastlos. Er wehrt sich gegen Stille, denn diese fühlt sich an wie sein Tod. Darum beschäftigt er uns – mit Sorgen, Erwartungen, Rollen.

  • Die Seele schließlich ist der stille Kern. Das, was du bist, wenn alles andere wegfällt. Sie ist unberührt von Traumata, unversehrt von Depression, frei von Prägung. Sie sagt nicht „Ich bin wichtig“, „Ich bin schön“, „Ich bin erfolgreich“. Sie sagt einfach: „Ich bin.“


Die vier Stufen der inneren Reise

Der Weg zur Seele ist kein Sprung – er ist eine stille, oft unbequeme Reise. Herr Sahin beschreibt vier Schritte:


1. Konzentration

Der Fokus kehrt zurück. Weg vom Außen. Weg von Ablenkung. Hin zum Moment.

2. Kontemplation

Die bewusste Innenschau beginnt. Wer bin ich jenseits von Gedanken? Was bleibt, wenn alles geht/ zerbricht?

3. Meditation

Stille wird möglich. Gedanken kommen – und dürfen gehen. Der Geist darf zur Ruhe finden.

4. Selbstverwirklichung

Nicht im Sinne von höher, schneller, weiter – sondern im Sinne von Gewahrsein. Echte Begegnung mit dem Selbst. Ohne Maske. Ohne Rolle.

Diese Reise ist kein spiritueller Luxus. Sie ist eine Form seelischer Gesundheit. Denn in der Stille beginnt oft erst das Fühlen. Und was dort aufsteigt, will gehalten werden.


Der Spiegel deiner Seele

Die Seele ist wie ein Spiegel – rein, klar, weit und voller Licht.

Und doch: Mit der Zeit treten Bilder in diesen Spiegel. Erfahrungen, Traumata, Verletzungen, Prägungen. Sie sind Gesichter aus der Vergangenheit. Und wir beginnen, uns mit diesen Bildern zu identifizieren. Wir glauben, wir sind diese Angst. Diese Leistung. Dieser Schmerz.

Doch der Spiegel selbst hat sich nie verändert. Er zeigt lediglich, was war - die Gesichter der Vergangenheit.

In der Meditation beginnt ein stiller Prozess: Der Geist kommt zur Ruhe und die Seele wird Stück für Stück befreit. Die Bilder treten Schritt für Schritt aus dem Spiegel heraus. Nicht, weil wir sie bekämpfen – sondern weil wir sie erkennen und loslassen. Und was bleibt, wenn sie gehen?

Nur noch der Spiegel. Nur noch dein klares, unverdecktes Selbst. Und du blickst dir direkt in die Augen – ohne Masken, ohne Geschichte. Du erkennst dich – nicht als Rolle, nicht als Vergangenheit – sondern als reines Sein.

Dann sagt die Seele: „Ich bin.“

Einfach. Ohne Vergleich. Ohne Bewertung.

Lediglich der Geist versucht, etwas hinzuzufügen: „Ich bin... erfolgreich. Ich bin... schön. Ich bin... Mutter. Ich bin... Lehrerin.“

Doch das wahre Selbst braucht keine Ergänzung. Es genügt sich selbst. Und es wartet genau hier – in der Stille hinter den Bildern.


Warum der Geist sich gegen die Stille wehrt

Spiritualität bringt uns in Kontakt mit etwas, das größer ist als das Denken. Und genau deshalb sträubt sich der Geist oft. Er will beschäftigt bleiben. Denn in der Stille müsste er verschwinden. Und das fühlt sich bedrohlich an.

Deshalb reinigen wir lieber unseren Körper, als unsere Gedanken zu hinterfragen. Doch wahre Reinigung beginnt in der Stille. Im Loslassen. Im Nicht-tun.


Zwischen Materialismus und Spiritualität – der Tanz der Balance


In unserer Welt wird Tun belohnt. Wer liefert, leistet, organisiert – bekommt Anerkennung. Spiritualität hingegen wirkt wie das Gegenteil: Sie lädt zum Nicht-Tun ein. Zum Lauschen. Zum Sein.

Aber es braucht beides. Es braucht die Balance zwischen Materialismus und Spiritualität. Denn auch der Körper hat Bedürfnisse. Auch Sicherheit, Struktur und Erfolg dürfen Raum haben.

Das Problem entsteht, wenn wir nur im Materiellen leben. Wenn wir glauben, dass Glück im Außen zu finden ist – im Besitz, im Status, in der nächsten Erfüllung.

Doch Glück, das an Bedingungen hängt, ist zerbrechlich.

Spiritualität erinnert uns daran, dass wir nicht erst etwas werden müssen, um wertvoll zu sein. Sie bringt uns zurück zu einem inneren Ort, an dem wir verbunden sind – mit uns selbst, mit dem Moment, mit etwas Größerem.

Es ist kein Entweder-Oder.

Es ist ein Sowohl-als-auch.

Spiritualität im Alltag heißt:

Arbeiten – und Pausen achten.

Erreichen – und innehalten.

Planen – und vertrauen.

Sammeln – und loslassen.

Nur in dieser Balance wird unser Leben ganz. Nur in dieser Verbindung wird unser Weg heil.


Alltagsnahe Wege zur inneren Balance

Spiritualität und Psyche lassen sich nicht voneinander trennen – sie brauchen einander. Besonders im Alltag.

Hier ein paar Impulse, um in deiner täglichen Welt Raum für das Sein zu schaffen:

  • Achtsamkeitsübungen im Moment

  • Meditation, auch nur fünf Minuten täglich

  • Träume bewusst wahrnehmen und reflektieren

  • Intuition ernst nehmen

  • Einfach mal lachen – und nichts erklären müssen

  • Regelmäßige Zeiten der Stille

  • Weniger Reiz, mehr Raum


Es sind nicht die großen Veränderungen, die uns näher zu uns selbst bringen. Es sind die kleinen Momente. Die Atemzüge. Die Pausen. Die Offenheit für das Jetzt.


Fazit: Spiritualität heilt dort, wo Worte enden

Wer bin ich? Diese Frage lässt sich nicht mit dem Verstand beantworten. Sie lässt sich fühlen. Sie lässt sich leben.

Spiritualität und Psyche sind keine Gegensätze. Sie sind zwei Perspektiven auf denselben inneren Weg. Während die Psyche oft um das Überleben kämpft, lädt Spiritualität zum Leben ein – in seiner stillsten, wahrhaftigsten Form.

In einer Welt, die ständig etwas von dir will, ist „Ich bin“ vielleicht der radikalste Satz, den du sagen kannst.

Und wenn du ihn wirklich meinst – ohne Ergänzung, ohne Rechtfertigung – dann hast du dich selbst berührt. Dann bist du angekommen. Im Jetzt. Im Sein. Bei dir.

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