Selbstfürsorge lernen: Wie du Körpersignale erkennst und gesunde Grenzen setzt
- Vivian Reich
- 28. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Warum der Weg zu deinen Grenzen so viel schwerer ist, als Instagram es zeigt

„Früher bin ich über meine Grenzen hinausgegangen. Heute höre ich auf die Signale meines Körpers.“
Diesen Satz lese ich ständig auf Instagram. Er klingt schön, stark und nach einem selbstfürsorglichen Leben in Balance. Aber in der Realität ist dieser Satz oft das Ende einer langen, mühsamen Reise voller Selbstzweifel, Scham und Rückschritte.
Was in sozialen Medien oft leicht und selbstverständlich wirkt, ist in Wahrheit ein Prozess, der Zeit, Begleitung und viel Mut braucht. Denn die Wahrheit ist: Bevor du auf die Signale deines Körpers hören kannst, musst du sie überhaupt erst wieder wahrnehmen können.
Der schöne Schein der Selbstfürsorge
Selbstfürsorge lernen wird in unserer heutigen Welt oft als Lifestyle verkauft – als eine Reihe schöner Routinen: Tee trinken, Journaling, Achtsamkeit, Spaziergänge. Aber wer einmal im Funktionsmodus gelebt hat, weiß: Sobald du zur Ruhe kommst, wird es laut.
Wenn du jahrelang gelernt hast, dich selbst zu übergehen, bedeutet Stille nicht Frieden. Sondern Konfrontation. Mit Gedanken, die du verdrängt hast. Mit Emotionen, die du nie fühlen durftest. Mit einem Körper, der plötzlich anfängt zu sprechen.
In dieser Phase erleben viele das Gegenteil von Entspannung: Unruhe, Angst, Überforderung. Das Nervensystem, das so lange im Überlebensmodus war, weiß gar nicht, wie sich Sicherheit anfühlt.
Selbstfürsorge bedeutet also nicht nur, dir etwas Gutes zu tun. Es bedeutet, dich auszuhalten, wenn dein System lernt, dich wieder zu spüren.
Vom Kokon zum Schmetterling – Warum Veränderung so fragil ist

Ich vergleiche diese Phase gerne mit einem Schmetterling, der gerade aus seinem Kokon geschlüpft ist. Seine Flügel sind noch weich und empfindlich. Wenn er zu früh fliegt, wird er verletzt.
Nach Phasen der Anpassung oder Erschöpfung ist es ähnlich: Sobald du beginnst, dich zu verändern, bist du verletzlich. Alte Strategien – wie Überanpassung, Kontrolle oder Rückzug – haben dich früher geschützt. Jetzt versuchst du, neue Wege zu gehen. Doch dein Körper erinnert sich.
Ein vertrauter Reiz, eine Kritik, eine Überforderung und du rutschst zurück in alte Muster. Nicht, weil du versagt hast, sondern weil dein Nervensystem Sicherheit sucht.
Diese Phase des Übergangs ist entscheidend. Sie braucht Stabilität, Begleitung und ein tiefes Verständnis dafür, wie Körper, Psyche und Nervensystem zusammenarbeiten.
Warum es so schwer ist, Selbstfürsorge lernen und neue Grenzen zu leben
Das Setzen und Halten gesunder Grenzen klingt logisch – in der Umsetzung ist das jedoch eines der schwierigsten Themen überhaupt. Denn Grenzen zu setzen heißt, dich selbst ernst zu nehmen. Und genau das steht bei vielen Menschen im Konflikt mit alten Überzeugungen:
„Ich darf niemanden enttäuschen.“
„Ich muss stark sein.“
„Ich bin nur wertvoll, wenn ich funktioniere.“
Diese Glaubenssätze sind keine bewussten Entscheidungen, sondern tief gespeicherte Programme deines Nervensystems. Sie stammen aus Zeiten, in denen Anpassung überlebenswichtig war. Heute hindern sie dich daran, dich selbst zu schützen.
Deshalb reicht reine Willenskraft nicht. Wenn du dein System nicht regulierst, wird es dich immer wieder in alte Reaktionsmuster ziehen – selbst wenn du weißt, dass sie dir schaden.
Mein Wendepunkt – und was wirklich geholfen hat

Ich habe diesen Prozess selbst durchlebt. Lange dachte ich, ich müsste alles allein schaffen. Ich funktionierte – sogar im Versuch, nicht mehr zu funktionieren.
Erst als mein Körper nicht mehr mitspielte, begann ich, wirklich hinzuschauen. Ich suchte mir Unterstützung. Das war der Moment, in dem sich etwas veränderte. Nicht von heute auf morgen, sondern Schritt für Schritt.
Daraus entstand dann auch mein Körperreich-Coaching: ein traumasensibles Konzept, das Körper, Geist und Nervensystem wieder miteinander verbindet.
Drei Ebenen, auf denen echte Veränderung geschieht
Im Körperreich-Coaching arbeiten wir auf drei Ebenen. Sie bauen aufeinander auf, weil Veränderung immer dann gelingt, wenn Körper, Psyche und Nervensystem im Einklang sind.
1️⃣ Körperliche Basis: Zell- und Darmgesundheit
Wenn dein Körper dauerhaft im Stressmodus ist, geraten Stoffwechsel, Hormone und Verdauung aus dem Gleichgewicht. Das führt dazu, dass du dich erschöpft, reizbar oder innerlich leer fühlst – egal, wie viel du schläfst oder dich bemühst.
Zellgesundheit bedeutet, auf biochemischer Ebene wieder Balance herzustellen. Mithilfe einer testbasierten Analyse lässt sich feststellen, welche Nährstoff- und Fettsäureverhältnisse dein Körper braucht, um optimal zu funktionieren – besonders das Omega-6:3-Verhältnis, das Aufschluss über stille Entzündungen und Zellstress gibt.
Wenn der Körper wieder versorgt ist, kann das Nervensystem entspannen. Erst dann wird emotionale Arbeit wirklich möglich.
2️⃣ Emotionale Regulation: Achtsamkeit & Ressourcenaktivierung
Sobald dein Körper zur Ruhe kommt, kannst du beginnen, dein Nervensystem zu regulieren. Das ist der Schlüssel, um dich in stressigen Momenten nicht zu verlieren.
Durch traumasensibles Coaching lernst du, deine individuellen Stressmuster zu verstehen und auf sie zu reagieren, ohne dich zu überfordern. Achtsamkeit hilft dir, innere Anspannung frühzeitig zu erkennen. Ressourcenarbeit stärkt deine Fähigkeit, Sicherheit im Körper zu spüren, auch wenn das Leben dich herausfordert.
Diese Ebene schafft die Grundlage dafür, dass du wieder fühlen kannst, ohne von Gefühlen überrollt zu werden.
3️⃣ Mentale Tiefe: Transformation von Glaubenssätzen
Sind Körper und Nervensystem stabil, wird die mentale Arbeit erst wirklich wirksam. Hier geht es um tief verankerte Überzeugungen – oft entstanden in der Kindheit –, die dein Denken und Handeln unbewusst steuern.
Mit gezielten Methoden aus Coaching und Psychologie lernst du, diese Muster zu erkennen, zu verstehen und nachhaltig zu verändern. Nicht durch positives Denken, sondern durch ein neues Erleben von Sicherheit und Selbstvertrauen.
Erst wenn der Körper Sicherheit spürt, kann der Kopf sie glauben.

Warum Begleitung den Unterschied macht
Viele Menschen versuchen, diesen Weg allein zu gehen. Doch der innere Wandel ist kein lineares Projekt – er ist zyklisch, sensibel und fordert dein ganzes System.
Begleitung bedeutet nicht, dass du schwach bist.Sie schafft einen sicheren Rahmen, in dem du neue Erfahrungen machen kannst – ohne wieder in alte Schutzmechanismen zu fallen.
Ein traumasensibles Coaching holt dich genau da ab, wo du gerade stehst: im Zweifel, in der Erschöpfung, in der Unsicherheit. Und es führt dich schrittweise zurück in deine innere Stabilität.
Fazit: Der Weg zurück zu dir ist kein Sprint
Wenn du dich aktuell in einer Phase des Wandels befindest – in der du spürst, dass du nicht mehr so weitermachen kannst wie bisher – dann bist du nicht „zu empfindlich“ oder nicht „gut genug“. Du bist in einem natürlichen Prozess der Neuorientierung.
Veränderung braucht Sicherheit. Und Sicherheit entsteht, wenn Körper, Psyche und Nervensystem miteinander arbeiten.
Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Ich begleite dich gern – auf deinem Weg zurück zu dir selbst.
📅 Kostenfreies Erstgespräch:
Häufige Fragen:
Wie merke ich, dass ich meine Grenzen überschreite?
Wenn du regelmäßig erschöpft bist, Reizbarkeit spürst, Schmerzen hast oder dich innerlich leer fühlst, sendet dein Körper Warnsignale. Diese Empfindungen sind nicht „normal“, sie sind Hinweise auf Dysbalance.
Warum fällt es mir so schwer, Grenzen zu halten?
Weil dein Nervensystem alte Schutzmuster abruft. Es geht nicht um Willenskraft, sondern um Regulation und neue Erfahrungen von Sicherheit.
Wie kann ich wieder lernen, mich zu spüren?
Durch eine Kombination aus körperlicher Stabilisierung, Achtsamkeit und mentaler Bewusstheit. Erst wenn dein System ruhig ist, kannst du wieder Zugang zu deinen Gefühlen bekommen.
P.S.
Wenn du dich in dieser Geschichte wiedererkennst: Es ist kein Zufall, dass du diesen Text liest. Vielleicht ist genau jetzt der Moment, an dem deine Flügel noch weich sind – aber bereit, sich zu entfalten. 🌿



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